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Verbesserte Detektion der bakteriellen Dünndarm-fehlbesiedlung

Verbesserte Detektion der bakteriellen Dünndarm-fehlbesiedlung

Forchheim, 13.12.2023 - Für die Firma Shimadzu Deutschland GmbH hielt Prof. Wieland Voigt, CEO von VOC-Advanced Breath Diagnostics GmbH, ein Übersichts-Webinar zum Dünndarmfehlbesiedlungssyndrom (SIBO) mit besonderem Fokus auf dessen Diagnostik und Bedeutung von SIBO bzw. SIBO-spezifischen Parametern für die Entwicklung und Prognose von anderen Erkrankungen. Seine Firma VOC-Advanced Breath Diagnostics GmbH beschäftigt sich mit der Entwicklung und Vermarktung von Atemtests in den klinischen Feldern SIBO (Small Intestinal Bacterial Overgrowth), Oxidativer Stress und Lungenkrebs, wobei der VOC-SIBO-Test zur Unterstützung der Diagnose einer bakteriellen Dünndarmfehlbesiedlung (SIBO) das am weitesten fortgeschrittene Projekt ist. Hier befindet sich der Basistest bereits in der Routineanwendung an Patienten, während die Entwicklung des Zweitgenerations-Test bereits begonnen wurde.

Breath as the new blood

Die Atemanalyse ist ein noch relativ junges Forschungsgebiet, das für wissenschaftliche und klinische Studien beispielsweise im Bereich Lungenkrebs vielversprechend ist. Der Atem enthält endogene flüchtige organische Komponenten (VOC = Volatile Organic Compounds), die von Metaboliten aufgenommener Vorläuferstoffe, Bakterien aus dem Darm und der Atemluft, Umweltkontakten usw. stammen aber auch Aerosole, die u.a. spezifische Proteine, DNA oder RNA enthalten können. Zahlreiche Studien belegen, dass sich die Zusammensetzung der Atemluft im Verlauf von Krankheiten verändert und die Atemanalyse kann zur Diagnose solcher Krankheiten beitragen. Daher ist es wichtig, die krankheitsspezifischen Schwankungen in der Ausatemluftkonzentration zu ermitteln, um die Krankheiten zu diagnostizieren. Die Identifizierung solcher VOCs sowie Proteine oder Nukleinsäuren und ihre Verwendung als krankheitsspezifische Biomarker für eine genaue, reproduzierbare und schnelle Krankheitsdiagnose kann eine Alternative zu herkömmlichen Diagnosemethoden darstellen. Prof. Voigt beschreibt die Vorteile der Atemdiagnostik: „Sie ist nicht invasiv, einfach und sogar zu Hause durchführbar und beliebig oft wiederholbar – Die Atemanalyse könnte zukünftig so aussagekräftig wie eine Blutuntersuchung werden.“

Hohe Prävalenz von Reizdarmsyndrom und SIBO

Das Reizdarmsyndrom ist weit verbreitet. Von geschätzten 800 Millionen Reizdarmpatienten weltweit haben etwa 120 bis 320 Millionen Patienten ein SIBO entweder begleitend oder ursächlich. Die SIBO-Symptome zeigen ein breites und unspezifisches Spektrum und reichen von Übelkeit, Bauchschmerzen und Blähungen bis hin zu Mangelernährung, Depressionen oder gar Asthma. Deshalb ist es wichtig bei Vorliegen derartiger Symptome SIBO differentialdiagnostisch mit zu berücksichtigen.

Ursachen

Wie kommt es zu einer Fehlbesiedlung? Risikofaktoren können u. a.  Diabetes Mellitus, strukturelle oder entzündliche (Dünn-) Darmerkrankungen, Motilitätsstörungen des Dünndarms aber auch Entzündungen der Bauchspeicheldrüse, bestimmte Medikamente wie Protonenpumpenhemmer (Magensäureblocker) oder aber einfach das Alter sein.

Komplikationen

Komplikationen einer SIBO Erkrankung sind beispielsweise eine Anämie, Leaky Gut Syndrom (die Schutzfunktion der Darmschleimhaut ist gestört), eine Mangelernährung einschließlich Vitaminmangel oder ein Fortschreiten einer Nicht-alkoholischen Fettleber-Erkrankung (NAFLD) bis hin zu einer nichtalkoholische Steatohepatitis/Leberentzündung (NASH).

Funktionsweise und Ablauf eines SIBO-Tests

Wichtig für eine zuverlässige Testung auf SIBO ist, dass der Patient sich an die Empfehlungen zur Testvorbereitung hält. Am Tag der Testdurchführung wird nach Gabe einer Glukoselösung die Bildung von Wasserstoff und Methan durch eine bakterielle Fermentierung im Atem des Patienten mithilfe eines Gaschromatographen der Firma Shimadzu nachgewiesen. Große Metaanalysen (wissenschaftliche Zusammenfassung qualitativ hochwertiger Einzelstudien) zeigen für den Atemtest mit Glukose eine Empfindlichkeit von etwa 55% und eine Genauigkeit von etwa 83% im Gegensatz zu 42% bzw. 71% für den Laktulosetest. Damit ist die Präzision der Glukose-basierten Tests der der Laktulose-Atemtests überlegen. In die Praxis übersetzt bedeutet das, dass der Glukose-Test mehr SIBO-Patienten erkennt und vor allem weniger fälschlicherweise als SIBO positiv klassifiziert.  In der Firma VOC-Advanced Breath Diagnostics GmbH wird eine methodisch nach europäischen Qualitätsvorgaben validierte Methode mit sehr hoher analytischer Empfindlichkeit für den Nachweis von Wasserstoff, Methan und Kohlendioxid in der Ausatemluft verwendet.

Behandlung

Die Therapieempfehlung für SIBO umfasst i. d. R. eine Antibiotikatherapie sowie eine Umstellung der Ernährung mit dem Ziel die fermentierbaren Kohlenhydrate zu reduzieren. Alternativ kommen sog. Probiotika zum Einsatz. Flankierend ist die Behandlung bzw. Vermeidung von auslösenden Faktoren für SIBO von besonderer Bedeutung.

Ausblick

Zum Abschluss ging Prof. Voigt ausführlich auf die weiteren Entwicklungsmöglichkeiten und Integration von neuen Biomarkern ein im Bereich der SIBO-Diagnostik ein. „Dies ist ein Schwerpunkt der aktuellen Forschung in unserer Firma“ betonte er. Speziell diskutierte er die Bedeutung von Schwefelwasserstoff als zusätzlichen Marker für SIBO aber auch als Risikofaktor für die Bildung eines kolorektalen Karzinoms. In diesem Zusammenhang gab er wertvolle Hinweise für Anpassungen der Ernährungsweise. Dass SIBO nicht nur eine isolierte Erkrankung ist, sondern andere Erkrankungen auslösen oder verschlechtern kann, zeigte er anhand von Daten im Bereich der Depression sowie bei Fettlebererkrankungen auf.

Herr Schröder von der Firma Shimadzu dankte für die Präsentation.