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Darmkrebs-Prävention durch Atemanalyse: Kann ein einfacher Test Leben retten?

Darmkrebs-Prävention durch Atemanalyse: Kann ein einfacher Test Leben retten?

Forchheim, 13. März 2025 – Die Aktion ‘Darmkrebsmonat März’ wurde 2002 erstmals von der Felix Burda Stiftung, der Deutschen Krebshilfe, der Deutschen Krebsgesellschaft, der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), der Stiftung LebensBlicke und der Gastro-Liga ins Leben gerufen. Heute wird die Initiative vom Netzwerk gegen Darmkrebs e.V. sowie vielen weiteren Medien, Gesundheitsorganisationen, Unternehmen, Städten, Kliniken und Privatpersonen unterstützt, die sich gemeinsam für die Vorsorge gegen Darmkrebs einsetzen. 

Die VOC-Advanced Breath Diagnostics GmbH engagiert sich im Kampf gegen Darmkrebs mit der Entwicklung von Atemgastests.  

Herr Professor Voigt, was haben Sie mit Darmkrebs zu tun?  

Prof. Dr. med. Wieland Voigt:  

Bereits während meines Medizinstudiums habe ich mich wissenschaftlich mit der Entwicklung von Therapiekonzepten im Bereich Magen- und Darmkrebs engagiert, da diese Krebsarten damals und leider auch heute noch eine große gesundheitliche Herausforderung darstellen. Früher gab es nur wenige vielversprechende Behandlungen, außer bei frühzeitiger Erkennung. Daher sind Früherkennung und Vorsorge entscheidend. Im Laufe meiner Karriere habe ich miterlebt, wie neue Therapieansätze entwickelt wurden, doch eine früh erkannte Erkrankung ist nach wie vor am besten zu behandeln. Außerdem ist die Erforschung und Diagnostik von Darmerkrankungen ein zentraler Schwerpunkt unserer Firma VOC-Advanced Breath Diagnostics GmbH mit Sitz in Erlangen und Labor in Forchheim. Wir entwickeln Atemtests zur Überprüfung der Darmgesundheit. Darmkrebs ist dabei eine der wichtigsten Diagnosen. Unser Ziel ist es, durch neue Atemtests Marker zu identifizieren, um frühzeitig Hinweise auf ein erhöhtes Darmkrebsrisiko zu liefern.  

Darmkrebs zählt zu den häufigsten Krebserkrankungen. Wie hoch ist das Risiko, daran zu erkranken und welche Faktoren spielen dabei eine Rolle?  

Prof. Dr. med. Wieland Voigt:  

Darmkrebs gehört weltweit zu den häufigsten Krebserkrankungen. Neben Brust-, Lungen- und Prostatakrebs zählt er zu den vier häufigsten Krebsarten, die zusammen über 50 % aller Krebsfälle ausmachen. In Deutschland betrifft etwa jede achte Krebserkrankung den Dickdarm, mit rund 61.000 Neuerkrankungen pro Jahr. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate liegt über alle Stadien hinweg bei etwa 65 %. Das Risiko steigt insbesondere ab dem 55. Lebensjahr deutlich an.  

Durch die Einführung von Screening, also Vorsorgemaßnahmen, wie der Test auf okkultes Blut im Stuhl und aus meiner Sicht noch wichtiger - die Koloskopie Screening-Programme - konnte man die Erkrankungsrate und auch die Sterberate an Dickdarmkrebs sukzessive senken. Allerdings gibt es - und das ist ein weltweiter Trend - bei den jüngeren Menschen eher einen Anstieg der Erkrankungsraten, was wahrscheinlich auf geänderte Ernährungsgewohnheiten zurückzuführen ist.  

Kann ich mich durch eine Änderung meiner Lebensweise oder Ernährung vor Darmkrebs schützen?

Prof. Dr. med. Wieland Voigt:  

Ja, eine gesunde Lebensweise kann das Risiko für Darmkrebs senken. Wichtig ist, dass man sich körperlich aktiv hält, also Sport treibt im weitesten Sinne. Das muss kein Leistungssport sein, aber tägliche körperliche Bewegung, bei der man auch mal ein bisschen ins Schwitzen kommt oder die Atmung schneller wird, das ist etwas, was einen schützenden Faktor hat. Neben regelmäßiger körperlicher Aktivität sind weitere Maßnahmen zu empfehlen, wie ein normales Körpergewicht, eine ballaststoffreiche Ernährung mit viel Obst und Gemüse sowie der Verzicht auf Rauchen und Alkohol. Zudem sollte der Konsum von rotem und verarbeitetem Fleisch reduziert werden, da dieser das Risiko erhöht.  

Warum ist die Früherkennung so entscheidend und ab wann sollte man sich regelmäßig untersuchen lassen?  

Prof. Dr. med. Wieland Voigt:   

Eine Früherkennung verbessert die Heilungschancen erheblich, da Darmkrebs schrittweise entsteht. Durch eine Darmspiegelung können Krebsvorstufen (Polypen) frühzeitig entfernt oder Krebs im frühen Stadium erkannt und operativ gut behandelt werden. Ist der Krebs bereits fortgeschritten und verursacht Symptome wie Schmerzen, sichtbares Blut im Stuhl oder Gewichtsverlust, sind die Heilungschancen meist deutlich schlechter. Wenn der Krebs fortgeschritten ist, kann ich ihn in der Regel nicht mehr dauerhaft heilen. Das ist ein echter Unterschied und drückt sich dann auch in der Überlebenswahrscheinlichkeit auf, die in frühen Stadien erheblich höher ist als in fortgeschrittenen Stadien.  

Das heißt, man sollte die auch über das Gesundheitssystem vorgeschlagenen Vorsorgemaßnahmen auf jeden Fall in Anspruch nehmen.  

Prof. Dr. med. Wieland Voigt:     

Ab dem 50.–55. Lebensjahr wird ein regelmäßiger Test auf Blut im Stuhl oder besser eine Darmspiegelung empfohlen. Ist die Spiegelung unauffällig, sollte sie nach 10 Jahren wiederholt werden. Der Vorteil: Neben der Früherkennung können Krebsvorstufen während der Prozedur direkt entfernt werden.  

Ihre Firma, die VOC Advanced Breath Diagnostics GmbH, entwickelt eine Atemgasanalyse zur Früherkennung von Darmkrebs. Wie genau funktioniert dieses Verfahren?  

Prof. Dr. med. Wieland Voigt:     

Die Firma VOC Advanced Breath Diagnostics GmbH entwickelt genaugenommen keinen Test zur Früherkennung von Darmkrebs, sondern einen Atemtest, der das Risiko für eine zukünftige Erkrankung einschätzen kann. Dabei wird im Atem der Marker Schwefelwasserstoff gemessen. Ein deutlich erhöhter Wert kann auf eine Schädigung der Darmschleimhaut wie z.B. durch eine chronische Entzündung hinweisen, die mit einem höheren Darmkrebsrisiko in Verbindung stehen. Diese vermehrte Bildung an Schwefelwasserstoff basiert wesentlich auf einer veränderten bakteriellen Darmflora (Darmmikrobiom), die wiederum von der Ernährung beeinflusst wird. Der Test hilft somit, Risikopersonen frühzeitig zu identifizieren.  

Wie steht die Atemgasanalyse im Vergleich zu etablierten Methoden wie zum Beispiel der Darmspiegelung oder dem Stuhltest?  

Prof. Dr. med. Wieland Voigt:     

Die Atemgasanalyse soll keine bestehenden Methoden wie die Darmspiegelung oder den Stuhltest ersetzen, sondern als ergänzende Maßnahme dienen. Ziel ist es, durch die individuelle Risikoeinschätzung mehr Menschen zur Teilnahme an der Darmkrebs-Vorsorge zu motivieren, da die aktuellen Teilnahmeraten in Deutschland sehr niedrig sind. Der Test soll frühzeitig auf ein erhöhtes Risiko hinweisen und Patienten nach Konsultation ihres Arztes dazu bewegen, eine Darmspiegelung oder einen Stuhltest durchführen zu lassen.  

Ein Punkt, den ich vielleicht noch besonders herausstellen möchte, ist, dass wir mit unserem Test die Menschen adressieren wollen, die an sich ein normales Risiko haben an Dickdarmkrebs zu erkranken.  

Warum hebe ich das so hervor?  

Es gibt nämlich Menschen, die aufgrund einer Häufung von Darmkrebsfällen in der Familie oder aufgrund definierter genetischer Veränderungen ein erheblich höheres Darmkrebsrisiko haben. Für diese Menschen bringt unser Test keinen Vorteil, denn bei denen ist klar, dass sie ein erhebliches Risiko haben und für die gelten auch spezielle Screening Maßnahmen oder Vorsorge-Intervalle. Das unterscheidet sich von den Patienten mit normalem Risiko.  

Aber unter den Menschen mit normalem Risiko gibt es Menschen, die entwickeln keinen Darmkrebs, andere tun das schon. Aufgrund der Verknüpfung zwischen  Ernährungsgewohnheiten und Darmkrebsrisiko kann man sagen: wir wollen diejenigen aus der Gruppe der Patienten mit normalem Risiko heraus selektieren, die ein erhöhtes Risiko haben.  

Ist der Atem-Test schon für den klinischen Einsatz zugelassen? Wie lange dauert es, bis Patienten von dieser Methode profitieren können? 

Prof. Dr. med. Wieland Voigt:     

Der Atem-Test ist noch nicht für den klinischen Einsatz zugelassen. Die Methode zur Erfassung und Stabilisierung der Atemmarker ist entwickelt, aber es fehlen noch klinische Daten. Dazu sind große Studien nötig, um sinnvolle Grenzwerte und Risikobewertungen festzulegen. Die Umsetzung erfordert zudem erhebliche finanzielle Investitionen, weshalb wir derzeit nach Geldgebern und Fördermöglichkeiten suchen.  

Die Diagnose von Krebs durch Atemtests klingt revolutionär. Wo sehen Sie die größten Herausforderungen für die breite Etablierung solcher Verfahren im Gesundheitssystem?  

Prof. Dr. med. Wieland Voigt:     

Die größten Herausforderungen sind die methodische Entwicklung, klinische Studien zur Wirksamkeit und die Überzeugung des Gesundheitssystems. Besonders wichtig ist, dass Krankenkassen den Mehrwert erkennen und den Test in die Regelversorgung aufnehmen. Die Atemgasanalyse soll dabei als Ergänzung insbesondere zur Darmspiegelung dienen.  

Wie kann der Atemtest nicht nur zur Risikoeinschätzung, sondern auch zur Prävention beitragen, indem er Patienten zu einem gesünderen Lebensstil motiviert?  

Prof. Dr. med. Wieland Voigt:     

Der Marker soll nicht nur das Darmkrebsrisiko erkennen, sondern auch zur Prävention beitragen. Patienten können gezielt beraten werden, ihre Lebens- und Essgewohnheiten zu ändern, um das Risiko zu senken – denn jede verhinderte Krebserkrankung ist besser als eine, die wir behandeln müssen.  

Vielen Dank für das Gespräch!  Das Gespräch führte Franka Struve-Waasner   




Über die VOC-Advanced Breath Diagnostics GmbH
 

Die VOC-Advanced Breath Diagnostics GmbH ist ein 2022 gegründetes Unternehmen mit Standorten in Erlangen und Forchheim, das sich auf die Entwicklung und Vermarktung von atembasierten Tests im Bereich der Diagnose und Früherkennung von Magen-Darm- und Stoffwechselerkrankungen, oxidativem Stress und Lungenkrebs konzentriert. Mit ihrem Testangebot und ihrer Forschung will die Firma die Lebensqualität und Lebenserwartung von Patienten weltweit verbessern. 

Foto: Franka Struve-Waasner 

Bildunterschrift: Prof. Dr. med. Wieland Voigt, Gründer und Geschäftsführer der VOC-Advanced Breath Diagnostics GmbH, Onkologe, Internist und Hämatologe  

Ansprechpartnerin für Medienvertreter:
Franka Struve-Waasner, Public Relations
VOC-Advanced Breath Diagnostics GmbH
Krankenhausstr. 8
91301 Forchheim
Tel: 0175 8266311
Franka.Struve@voc-advancedbreathdiagnostics.de