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SIBO Behandlung | Die besten Therapieoptionen & Heilungsmethoden

SIBO Behandlung Therapie Heilung - Frau mit Bauchschmerzen

Wie sieht eine SIBO Behandlung aus? Reizdarm also z.B. auch Bauchschmerzen, Durchfall, Blähungen, Blähbauch, Verstopfung, Gewichtsverlust, Müdigkeit, Abgeschlagenheit, das alles sind mögliche Symptome, mit denen jeder gelegentlich zu kämpfen hat. Aber wenn diese Beschwerden – oder auch nur ein Teil davon – zu einer permanenten Belastung werden, dann muss etwas getan werden! Ursache kann eine bakterielle Dünndarmfehlbesiedlung sein, die auch unter ihrer englischen Abkürzung SIBO bekannt ist.  Bevor jedoch eine Behandlung der Symptome eingeleitet wird, muss zunächst die Ursache zweifelsfrei geklärt werden.

Keine SIBO Behandlung vor der Diagnose

Die Diagnose einer Dünndarmfehlbesiedlung stützt ich auf die Kombination aus klinischen Beschwerden und einem Atemtest. Hier stehen zwei Arten von SIBO Atemtests, der Laktulose- und der Glukose-Atemtest zur Verfügung . Warum Letzterer der bessere Test ist, kann hier nachgelesen werden. Erst wenn die Diagnose gesichert ist, kann die SIBO Behandlung beginnen.

Ziele der SIBO Behandlung

Die Behandlung der Dünndarmfehlbesiedlung hat zwei Ziele: 1.) die pathologischen Keime im Dünndarm zu beseitigen sowie 2.) den erzielten Behandlungserfolg zu sichern. Für den 2. Punkt ist es erforderlich, mögliche SIBO-Risikofaktoren zu identifizieren und wenn möglich zu behandeln. Wenn z.B. eine verzögerte Darmmotilität (Bewegungsfähigkeit des Darms), anatomische Veränderungen des Dünndarms wie z.B. Aussackungen oder Verengungen oder ein Mangel an Magensäure eliminiert werden, verringert sich auch die Wahrscheinlichkeit einer Rückkehr der SIBO Symptome.

Jegliche Form einer SIBO Behandlung sollte immer unter Führung eines in der Therapie der Dünndarmfehlbesiedlung erfahrenen Arztes oder Therapeuten erfolgen. Wenn der SIBO Test und begleitende diagnostische Untersuchungen sowie die klinische Befundung zu einem positiven Ergebnis kommen, dann stehen für die beiden Therapieziele folgende Behandlungsmethoden zur Auswahl.

Formen der SIBO Therapie

1. Antibiotische SIBO Therapie

Synthetische Antibiotika

  • Rifaximin: Ein nicht resorbierbares und damit nicht systemisch wirksames Antibiotikum, das häufig zur Behandlung von SIBO eingesetzt wird. Es wirkt hauptsächlich lokal im Dünndarm und reduziert die bakterielle Überwucherung, ohne direkte systemische Nebenwirkungen außerhalb des Darms. Durch seine mehrfach nachgewiesene Wirkung  stellt Rifaximin aktuell die erste Wahl zur antibiotischen SIBO Therapie (3 Tabletten täglich) dar. Da Rifaximin in Deutschland nicht für die Behandlung der Dünndarmfehlbesiedlung zugelassen ist, stellt seine Anwendung einen Off-Label Use dar, der üblicherweise nicht von den Krankenkassen übernommen wird.  
  • Neomycin: Ein ebenfalls nicht resorbierbares und damit nicht systemisch wirksames Antibiotikum. Die Kombination von Rifaximin mit Neomycin steigert in klinischen Studien signifikant die Wirksamkeit im Vergleich zu Rifaximin allein, insbesondere bei Patienten mit dominanter Methanbildung (IMO). Es wird in Tablettenform zweimal täglich appliziert [1].  
  • Metronidazol oder Ciprofloxacin: Diese systemisch wirksamen Antibiotika stellen zusätzliche Optionen in der Therapie von SIBO dar. Aufgrund ihrer Wirkung auf den gesamten Körper sind Nebenwirkungen insgesamt häufiger zu erwarten [2].
  • Zyklische Antibiotikabehandlung: Nach erfolgreicher antibiotischer Therapie einer Dünndarmfehlbesiedlung sind Rückfälle der Erkrankung relativ häufig. In mehr als 40% der Fälle kehren die SIBO Symptome innerhalb von 9 Monaten zurück. In diesem Fall ist eine erneute antibiotische Therapie sinnvoll. Die hohe Rückfallrate unterstreicht die Notwendigkeit, nach den individuellen Ursachen für die Dünndarmfehlbesiedlung zu fahnden und wenn möglich diese konsequent zu behandeln [3].

2. Phytobiotische Behandlung von SIBO

Pflanzliche Antibiotika

Pflanzliche Antibiotika sind Substanzen, die ähnlich wie synthetische Antibiotika eingesetzt werden, um die übermäßige Besiedlung des Dünndarms mit Bakterien zu reduzieren. Phytobiotika sind oft die gegenüber den synthetischen Antibiotika durch Heilpraktika oder naturheilkundliche Ärzte bevorzugte Therapieform. Diverse Kräuter und ätherische Öle weisen in klinischen Studien antibiotische Wirkungen auf, die auch für die Behandlung einer Dünndarmfehlbesiedlung genützt werden können.

Folgende Vertreter dieser Gruppe werden von Fachexperten empfohlen:

  • Oreganoöl: Mit seinen Komponenten Carvacrol und Thymol besitzt es starke antimikrobielle Eigenschaften und wird häufig zur Behandlung von Infektionen einschließlich SIBO eingesetzt. In klinischen Studien erwies sich eine Behandlung mit Oreganoöl vergleichbar effektiv wie eine Behandlung mit Rifaximin [4].  Neben den antibakteriellen Eigenschaften wirkt Oreganoöl auch gegen Pilze und Entzündungen. Zusätzlich fördert Oreganoöl die Verdauung durch Stimulation der Bildung von Gallenflüssigkeit, so dass es in der Kombination aller Effekte gute Eigenschaften für die Behandlung einer SIBO aufweist.  
  • Berberin: Berberin ist bekannt für sein breites antimikrobielles Wirkspektrum, insbesondere gegen Keime, die in besonderem Maße für die Entwicklung von SIBO verantwortlich sind. Dies umfasst ähnlich wie Oreganoöl auch eine Wirkung gegen Pilzinfektionen. Berberin moduliert das Darmmikrobiom, indem es das schädliche Keimspektrum reduziert und vorteilhafte Bakterien in ihrem Wachstum stärkt. Zusätzlich scheint Berberin die Darmmotilität zu fördern, was einen wichtigen Kofaktor für den nachhaltigen Erfolg der SIBO Therapie darstellt. Generell wird jedoch empfohlen, Berberin nicht allein, sondern in Kombination mit anderen  Antibiotika zu verwenden. Berberin ist  im Vergleich zu Rifaximin ähnlich wirksam in der Behandlung der Dünndarmfehlbesiedlung [5].
  • Neem: Neem enthält Verbindungen wie Azadirachtin, welche antibakterielle Eigenschaften besitzen. Zusätzlich werden Neem entzündungshemmende Eigenschaften zugeschrieben. Das Spektrum der antibakteriellen Aktivität umfasst darmrelevante Keime wie E. Coli [6].
  • Allicin: Schwefelhaltige Substanz des Knoblauchs mit antimikrobiellen Eigenschaften. In Studien konnte eine hemmende Wirkung der Substanz auf verschiedene darmrelevante Bakterien als auch Pilzarten wie Candida Albicans nachgewiesen werden [7]. Bisher liegen keine systematischen Erfahrungen mit Allicin in der Behandlung einer SIBO vor, eine Behandlung in Kombination mit anderen Therapeutika im Rahmen einer Gesamttherapiestrategie scheint aufgrund der nachgewiesenen antimikrobiellen Eigenschaften jedoch sinnvoll. 

3. Ernährungsmodifikationen als Therapie von SIBO

  • Low-FODMAP-Diät: Diese Diät hilft, fermentierbare Kohlenhydrate zu reduzieren, die das Wachstum von Bakterien fördern können. Es handelt sich um eine Ernährung mit niedrigem Gehalt an fermentierbaren Oligo-, Di- und Monosacchariden sowie Polyolen. Durch Reduktion der fermentierbaren Kohlenhydrate werden insbesondere die SIBO-Symptome gebessert und das Wachstum der Bakterien behindert. Die Low-FODMAP-Diät wird insbesondere in Kombination mit antimikrobiellen Formen der SIBO Therapie kombiniert, um eine rasche Besserung der Beschwerden zu erreichen. Typische Zutaten einer Low-FODMAP-Diät sind z.B. frisches Fleisch, Geflügel oder Fisch und Eier, Gemüsesorten wie z.B. Spinat, Zucchini, Paprika oder Karotten, Früchte wie z.B. Beeren, Orangen oder Kiwi, glutenfreie Getreidesorten wie Reis, Quinoa oder Hafer und laktosefreie Milchprodukte bzw. pflanzliche Alternativprodukte wie Mandelmilch oder Kokosmilch.
  • Spezifische Kohlenhydrat-Diät (SCD): Diese Diät beschränkt bestimmte Kohlenhydrate, die zu einer Vermehrung von Bakterien beitragen könnten.

4. Prokinetische SIBO Behandlung

  • Prokinetika: Medikamente wie Metoclopramid oder Domperidon können verwendet werden, um die Darmbewegung zu fördern und das Risiko einer Bakterienansammlung im Dünndarm zu verringern. Sie werden häufig in Kombination mit synthetischen oder pflanzlichen Antibiotika eingesetzt. Prokinetika führen zu einer Verbesserung wesentlicher Symptome einer SIBO wie Blähungen, Bauschmerzen und Völlegefühl.
  • Magen-Darm-Motilitätsförderung: In manchen Fällen kann auch die Unterstützung der Magen-Darm-Motilität mit Hilfe von pflanzlichen Mitteln oder Nahrungsergänzungsmitteln sinnvoll sein.

5. Nahrungsergänzungsmittel und Probiotika

  • Probiotika: Es gibt gemischte Forschungsergebnisse über die Wirkung von Probiotika bei SIBO. Einige Studien deuten darauf hin, dass Probiotika helfen können, das Gleichgewicht der Bakterienflora zu verbessern, andere warnen vor einer möglichen Verschlechterung der Symptome.
  • Enzyme: Verdauungsenzyme, insbesondere solche, die Amylase und Protease enthalten, können hilfreich sein, um die Verdauung zu unterstützen und die Symptome zu lindern.

6. Behandlung von SIBO  Ursachen

  • Motilitätsstörungen: Bei SIBO, das durch eine gestörte Darmmotilität verursacht wird, können motilitätsfördernde Medikamente (wie oben beschrieben) und Maßnahmen zur Behandlung der zugrunde liegenden Erkrankung erforderlich sein. Hier können bei Erfolglosigkeit anderer Maßnahmen auch neuartige Therapieansätze wie eine Vagusnerv Stimulation zur Verbesserung der Darmmotilität zum Einsatz kommen (siehe unten).
  • Begünstigende Faktoren und Erkrankungen: Die langzeitige Einnahme von Magensäureblockern (z.B. Protonenpumpenhemmern), eine reduzierte Magensäurebildung als Resultat einer autoimmunen Gastritis oder Erkrankungen wie Morbus Crohn bzw. Colitis Ulzerosa gehen mit einem erhöhten Risiko für eine Dünndarmfehlbesiedlung einher und müssen begleitend angepasst bzw. behandelt werden.  Zusätzlich begünstigen eine chronische Pankreatitis oder eine Fettleberhepatitis das Auftreten von SIBO und müssen im Gesamttherapiekonzept berücksichtigt werden.
  • Strukturelle Veränderungen: Hierzu zählen u.a. Verengungen des Dünndarms, z.B. Schlingen-OP mit „Blind Loop Syndrome“ oder Aussackungen des Dünndarms, die erkannt und, sofern sie die Ursache einer wiederkehrenden SIBO darstellen, auch behandelt werden müssen, um eine vollständige Besserung zu erreichen.

7. Langfristige Betreuung und Nachsorge

  • Ernährungsberatung: Da die richtige Ernährung eine Schlüsselrolle spielt, kann eine langfristige Ernährungsberatung notwendig sein, um die Symptome langfristig zu kontrollieren.
  • Regelmäßige Kontrollen: Da SIBO häufig rezidivierend ist, sollten sich betroffene Patienten regelmäßig zur Kontrolle gehen und gegebenenfalls erneut behandeln lassen.
  • Stressbewältigung: Stress kann die verschärfen, daher sind stressreduzierende Maßnahmen und gegebenenfalls psychologische Betreuung hilfreich.

8. Neuartige Therapieform

  • Elektrische transkutane Vagusnerv-Stimulation: Die Dünndarmfehlbesiedlung ist in vielen Fällen das Ergebnis einer Motilitätsstörung des Darms. Durch eine verlangsamte Magen-Darm-Passage ist die natürliche Reinigungsfunktion des Darms gestört und damit die Besiedlung des Dünndarms mit Bakterien vermehrt. Es gibt viele Ursachen für diese Form der Darmträgheit wie z.B. der Morbus Parkinson, die Sklerodermie oder aber auch eine diabetische Neuropathie und einige mehr. Zusätzlich wird insbesondere die Motilität des Dickdarms durch erhöhte Methanwerte im Rahmen der IMO (intestinal methogene overgrowth) gehemmt. In Summe sind also Behandlungsansätze, die zu eine Steigerung der Darmmotilität führen, vielversprechend in der Behandlung und Vermeidung eines Rückfalls von SIBO. Sofern alle üblichen Therapieverfahren ausgereizt sind, gibt es bereits Hinweise und Argumente für den Einsatz der Vagusnerv-Stimulation bei Darmmotilitätsstörungen mit z.B. einhergehender chronischer Verstopfung [8] [9]. Im Rahmen einer Kooperation kann die VOC-Advanced Breath Diagnostics GmbH ihren Patienten diese Form der Therapie zugänglich machen.

Individuelle SIBO Therapien sind der Schlüssel für nachhaltigen Behandlungserfolg

Die Behandlung von SIBO erfordert einen individuell abgestimmten Ansatz, abhängig von der zugrunde liegenden Ursache, den Symptomen und der Reaktion auf Therapien. Eine enge Zusammenarbeit mit dem Arzt oder Therapeuten ist wichtig, um die besten Ergebnisse zu erzielen.

Quellen:

[1]      Quellen: Low K. et al. J. Clinical Gastroenterology 44(8): 547-50, 2010

[2]      Bushyhead D et al. Gastroenterol Clin N AM 50: 463-474, 2021

[3]      Wilhelmi M. et al. Swiss Medical Forum 18(9):191-200, 2018

[4]      Chedid V et al. Global Advances in Health and Medicine 3(3): 16-24, 2014

[5]      Duan L.P et al. DDW ePoster 05/20/2024; 413770; Mo1922

[6]      Jain D et al. International J. Biological & Medical Research 4(4): 3544-3546, 2013

[7]      Ankri S. et al. Microbes and Infection 2: 125-129, 1999

[8]      Chen J et al. Expert Rev Gastroenterol Hepatol 11(5): 407-418, 2017

[9]      Yin J et al. Expert Rev Gastroenterol Hepatol 17(12): 1221-1232, 2023