Die Diagnose des Dünndarmfehlbesiedlungssyndroms (SIBO) basierte anfänglich auf der mikrobiologischen Analyse des Dünndarminhalts. Dieser wird durch die aufwendige und invasive Endoskopie gewonnen. Definierte Mindestkeimmengen dienen als Kriterium für die Diagnose von SIBO.
Allerdings zeigt sich, dass durch bakterielle Verunreinigungen im Rahmen der Prozedur das Risiko für Fehldiagnosen relativ hoch ist. Neben der Belastung für die Patienten ist zudem die Empfindlichkeit der Methode durch den Einfluss des Sammelorts der Probe (Zwölffingerdarm – versus oberer Dünndarm usw.) sehr variabel.
Als Alternative hat sich der einfach durchzuführende, nicht invasive Atemtest etabliert. Hier wird nach Gabe von entweder Glukose oder Laktulose die Bildung von Wasserstoff und Methan durch eine bakterielle Fermentierung im Atem des Patienten nachgewiesen.
Entsprechend von Konsensusempfehlungen wird aktuell ein Test als positiv angesehen, wenn es zu einem Anstieg der basalen Wasserstoffkonzentration im Atem um mehr als 20 Teilchen pro Millionen (ppm) innerhalb von 90 Minuten nach Einnahme des Substrats kommt. Zusätzlich wird eine Methankonzentration von mehr als 10 ppm als positiv angesehen.
Für ein verlässliches Ergebnis des Tests ist eine spezielle vorbereitende Diät unbedingt einzuhalten. Eine zusätzliche Unsicherheit für die Interpretation des Testergebnisses liegt beim Laktulose-Test in der von Patient zu Patient sehr unterschiedlichen Darmpassagezeit (siehe Abbildung).
Bei beschleunigter Passage des Substrats vom Dünndarm in den Dickdarm kann die dann im Dickdarm einsetzende Fermentierung mit Wasserstoff- und Methanbildung fälschlicherweise als SIBO interpretiert werden. Im Gegensatz zum relativ hohen Risiko von falsch positiven Befunden beim Laktulose-Test (d.h. der Test zeigt SIBO an obwohl kein SIBO besteht) kann der Glukose-basierte Test teilweise falsch negative Ergebnisse bringen (d.h. der Test zeigt einen Normalbefund obwohl SIBO vorliegt).
Insgesamt ergeben sich in größeren Analysen Vorteile für den Glukose-basierten Test. Um die richtigen Schlussfolgerungen für die Behandlung oder weitere Diagnostik eines Patienten zu treffen, ist es also unbedingt notwendig, dass der Arzt neben dem Testergebnis auch die klinischen Symptome des Patienten mit in die Diagnosestellung einfließen lässt.
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