Viele Menschen nehmen regelmäßig Medikamente gegen Sodbrennen oder Magengeschwüre ein. Doch die langfristige Einnahme von Magensäureblockern – sogenannte Protonenpumpenhemmer – kann ein Risiko bergen: die Entwicklung einer Dünndarmfehlbesiedlung (SIBO). Erfahren Sie, wie das zusammenhängt und was Betroffene beachten sollten.
Warum werden Protonenpumpenhemmer eingenommen?
Medikamente zur Reduktion der Magensäurebildung sind eine wichtige Therapiesäule für die Behandlung von Erkrankungen wie Magengeschwüre, Zwölffingerdarmgeschwüre oder so genannte Refluxerkrankungen der Speiseröhre. Meist werden heutzutage dazu Protonenpumpenhemmer verordnet. Diese unterdrücken besonders effektiv die Bildung der Magensäure und führen damit zuverlässig zu einer Rückbildung der Beschwerden.
In geringerer Wirkstärke sind die Medikamente bereits rezeptfrei in Apotheken erhältlich und werden aufgrund ihrer insgesamt guten Verträglichkeit häufig auch bei geringeren Beschwerden und über einen längeren Zeitraum eingenommen.
Welche Aufgabe hat die Magensäure?
Die Magensäure wird im Magen gebildet und besteht hauptsächlich aus Salzsäure. Sie hat eine wichtige Funktion in der Verdauung von Nahrung, insbesondere durch den Aufschluss (Denaturierung) von Eiweißen in der Nahrung oder die Aktivierung von Verdauungsenzymen. Zusätzlich ist sie ein wichtiger Cofaktor für die Aufnahme bestimmter Nahrungsbestandteile wie Eisen oder Vitamin B12.
Ein weiterer wichtiger Effekt: Magensäure tötet Keime ab, die mit der Nahrung aufgenommen werden. Man spricht auch vom „Säureschutzmantel“.
Wie ist der Zusammenhang zwischen Magensäure und der Entwicklung von SIBO?
Lebensmittel enthalten – je nach Lagerung, Verarbeitung und Hygienestandards – viele Bakterien. Dabei ist neben der Gesamtkeimzahl insbesondere entscheidend, ob es sich um erwünschte Keime (z.B. Milchsäurebakterien) oder um krankmachende Erreger (z.B. Salmonellen) handelt.
Durch die Magensäure werden viele dieser Keime abgetötet und der Darm wird vor einer krankmachenden Besiedlung geschützt. Kommt es nun zu einer reduzierten Bildung der schützenden Magensäure, so steigt das Risiko für Darminfektionen und Dünndarmfehlbesiedlung an.
Faktoren die zu einer reduzierten Magensäurebildung und damit zu einem erhöhten Risiko für eine Dünndarmfehlbesiedlung führen sind:
- höheres Alter
- krankhaft reduzierte Magensäurebildung (Achlorhydrie)
- eine langfristige, kontinuierliche Einnahme von Protonenpumpenhemmern
Weitere Informationen und Grundlagenwissen zu SIBO finden Sie hier.
Was sind klinische Konsequenzen? Was bedeutet das für Betroffene?
Wenn unter einer langzeitigen Therapie mit Protonenpumpenhemmern Beschwerden wie
- Bauschmerzen,
- Blähungen,
- Durchfälle oder
- Zeichen einer Malabsorption
auftreten, sollte in der Abklärung der Beschwerden auch an eine Dünndarmfehlbesiedlung gedacht werden. Hier empfiehlt sich die Durchführung eines Atemtests wie dem VOC-SIBO-Test.
Was tun bei SIBO?
Bei Nachweis von SIBO sollte eine empfohlene Therapie eingeleitet werden (Behandlung von SIBO) und die Indikation für die Protonenpumpenhemmer überdacht werden. Ggf. kann auf eine Behandlung bei Bedarf oder eine intermittierende Gabe gewechselt werden. Alternativ kann auf weniger stark wirkende Medikamente wie z.B. H2-Rezeptor Antagonisten zurückgegriffen werden (Soga K et al. Internal Medicine 2025). Eine ärztliche Begleitung ist dabei wichtig.
Zusammengefasst:
- Magensäure schützt vor Keimen und spielt eine Schlüsselrolle in der Verdauung.
- Langfristige Einnahme von Magensäureblockern kann den Schutz schwächen.
- Eine Folge kann SIBO sein – mit teils belastenden Symptomen.
- Bei Beschwerden: Klärung durch beispielweise Atemgastest durchführen, ggf. Therapie starten und Medikamente mit ärztlicher Begleitung neu bewerten. Siehe auch Behandlung von SIBO
Quellen
[1] Lo W et al. Clinical Gastroenterology and Hepatology, 2013
[2] Lim N et al. Advances in Pharmacological and Pharmaceutical Sciences, 2024
[3] Soga K et al. Internal Medicine, 2025